Die Steuerkeule und wie du ihr entgehen kannst…

Liquiditätssicherung

Eine der größten Gefahren bei der Existenzgründung findet sich im Thema Steuern. Bei Praxen, bei denen das Finanz-und Steuerkonzept stiefmütterlich behandelt wurde, oder nur die ersten Jahre nach der Gründung berücksichtigt wurden, kann es schnell zu existenzbedrohenden Situationen kommen.

In meinen Jahren als zahnärztlicher Unternehmensberater bei Sanierungen von Praxen begegneten mir häufig Aussagen wie diese: „Am Anfang war alles o.k. Wir hatten genügend Liquidität und konnten gut leben. Dass es immer enger wurde, merkten wir nach etwa sechs Jahren. Auf einmal mussten wir mehr Steuern bezahlen. Wir wussten zwar, dass es höher wird, aber wie hoch, davon hatten wir keine Ahnung! Jetzt ist einfach alles eng und wir wissen nicht, was wir uns wirklich entnehmen dürfen.“

Bei einer durchschnittlichen Praxis sind Steuerbescheide im Bereich von 40.000-100.000 €, die mit einem Male fällig werden, keine Seltenheit. Für viele Praxen bedeutet das, massive Existenzbedrohung und drohende Insolvenz.

Die Abschreibungsfalle

Schauen wir uns das Dilemma einmal genauer an. Stell Dir einmal vor, Dein Nettoeinkommen würde von einem Monat zum anderen um 1.400 € absinken… ziemlich unangenehme Situation, nicht wahr?! Doch genau das, kann Dir im Rahmen Deiner Selbstständigkeit passieren. Wie? Schauen wir uns hierzu ein Beispiel an.

Ein Zahnarzt hat eine Praxis gekauft. Das Ergebnis, das er vor Abschreibungen erwirtschaftet, liegt bei 140.000 Euro. Wegen seiner Investitionen zu Beginn darf er 35.000 Euro pro Jahr abschreiben. Nach fünf Jahren laufen diese Abschreibungen aus.

Die ersten 5 Jahre

Während das erwirtschaftete Ergebnis in den ersten fünf Jahren bei 140.000 Euro liegt, wird der steuerliche Gewinn um die Abschreibung von 35.000 Euro verringert. Das Ergebnis ist ein Gewinn von 105.000 Euro. Bei einer alleinstehenden Person und Sonderausgaben in Höhe von 16.000 Euro liegt die steuerliche Belastung inkl. Kirchensteuer bei 33.000 Euro. Dies entspricht durchschnittlich 31 % des Gewinns.

Achtung!!! Jahr 6 und 7

Nach dem fünften Jahr laufen die Abschreibungen aus, sprich: Die 35.000 Euro können nicht mehr angesetzt werden. Mit dem Wegfall der Abschreibung steigt der steuerliche Gewinn von 105.000 Euro auf 140.000 Euro. Gleichzeitig steigt damit die Steuerlast. Während der Zahnarzt bisher 33.000 Euro pro Jahr zahlen musste, werden jetzt 49.835 Euro fällig. Das entspricht 16.835 Euro mehr pro Jahr bzw. 1.402 Euro pro Monat.

Grafisch stellt sich dies wie folgt dar:

3. JAHR 4. JAHR 5. JAHR 6. JAHR 7. JAHR
ABSCHREIBUNG 35.000 35.000 35.000 0 0
ERGEBNIS VOR ABSCHREIBUNG 140.000 140.000 140.000 140.000 140.000
ERGEBNIS NACH ABSCHREIBUNG 105.000 105.000 105.000 140.000 140.000
STEUERLICHE BELASTUNG 33.000 33.000 33.000 49.835 49.835

Kumulation in den Jahren 6–8

Als wenn nicht allein der Wegfall der 1.400 Euro pro Monat allein schon destabilisierend genug sein kann, kommt noch hinzu, dass viele Jahresabschlüsse erst zum Ende des Folgejahres erstellt werden. Das heißt, für das 6. Jahr werden der Jahresabschluss und die Steuererklärung erst zum Ende des 7. Jahres erstellt. Der Steuerbescheid wird dann zu Beginn des 8. Jahres erlassen. Dieser lautet dann etwa wie folgt:

NACHZAHLUNGEN 6. JAHR 16.835€
+ ANPASSUNG DER NACHZAHLUNG FÜR DAS 7. JAHR 6.835€
+ ANPASSUNG DER NACHZAHLUNG FÜR DAS 8. JAHR 4.200€
GESAMTSUMME 37.870€

Vermeidung der Abschreibungsfalle

Siehst Du das Ausmaß des Dilemmas? Wenn keine oder nicht ausreichend Rücklagen vorhanden sind, bleibt hier nur noch der Weg zur Bank. Und zusätzlich zu den 1.400 €, die jetzt eingespart werden müssen, kommt dann noch die Rate für die monatlichen Kredit-Rückzahlungen oben drauf.
Wie kannst Du Dich nun davor schützen?

Drei Dinge sind zur Vorbeugung wichtig:

  1. Du benötigst von Gründung an ein kluges Finanzkonzept, das den Aufbau von Rücklagen beinhaltet.
  2. Privatentnahmen müssen dem zukünftigen Ergebnis angepasst werden und sollten nicht zu hoch liegen.
  3. Liquidität, die Du zu Beginn erarbeiten kannst, muss frei bleiben, also nicht zu früh in Immobilien und Altersvorsorge investieren.

Wenn Du wissen möchtest, wie Du Dir mit Deiner Praxis von Beginn an finanzielle Stabilität aufbaust, dann schaue Dir das Video „Von Anfang an zur finanziell sicheren Praxis“!

Detlef Diehr Portrait

Hallo, ich bin Detlef Diehr und der Unternehmer hinter Diehr PraxisPlus und der PraxisPlus Gründung. Gemeinsam mit meinem Team begleiten wir Zahnärzte durch die Existenzgründung in die erfolgreiche Praxis.

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